Nur 5 Minuten Redezeit… das ist echt hart. Vergangenen Samstag wurde ich mit 83,9 Prozent der abgegebenen Stimmen erneut zum Sprecher der GRÜNEN in Münster gewählt. Wir haben viel erreicht, aber auch noch viel vor. Hier findet ihr meine Bewerbungsrede (fast) im Wortlaut.
Liebe GRÜNE,
schön, dass ihr alle da seid. Als ihr mich vor einem Jahr zum Sprecher gewählt habt, da geschah das ja online. Jetzt hier zu stehen und persönlich, nicht nur eine Mattscheibe von euch getrennt zu euch zu sprechen, ist ein tolles Gefühl. Das tut gut.
Und ich denke, wir brauchen wieder mehr Begegnung im Kreisverband. Mehr Kennenlernen. Der Sozialoge Hartmut Rosa hat einmal gesagt, dass Sozialkompetenz eine der wenigen Ressourcen ist, die verschwinden, wenn man sie nicht nutzt.
Deshalb: Kommunikation über Messenger oder Mail ist schön und gut, aber nicht natürlich und schafft nur wenig Zusammenhalt. Deshalb sollte mehr Begegnung und Austausch in der kommenden Vorstandsarbeit oben auf unserer Tagesordnung stehen.Das sollte aber nicht bedeuten, dass die Online-Variante wegfällt, denn auch die hat viele Vorteile, die ich als Vater eines nun mittlerweile zweijährigen Kindes selbst gespürt habe. Man spart einfach auch viel Zeit und ist schneller bei den Lieben vor Ort.
Das vergangene Jahr war aufregend, arbeitsam und erfolgreich. Wir GRÜNE sind nun in Münster stärkste Kraft. Wir errangen bei der Bundestagswahl das Direktmandat und schicken gleich drei Abgeordnete in den Landtag NRW. Das dies trotz interner Herausforderungen, einer Pandemie und dem Schock des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gelungen ist, verdanken wir einem wunderbaren Zusammenspiel und der Koordination der Talente unseres Kreisverbandes. Das war eine Meisterleistung. Herzlichen Dank für viele unvergessliche Momente.
Natürlich gab es auch Rückenwind vom Bund, aber wenn man da die Segel nicht richtig aufstellt, dann geht es auch nicht voran.
Und wir GRÜNE werden gebraucht: Klimakrise, Artenkrise, das müssen wir zusammen mit einer Sozialpolitik angehen, die niemanden zurück- und der AfD wenig Raum lässt, popolistisch zu punkten. Diese Krissen müssen wir angehen, denn sonst werden die schon bestehende Krisen nur weiter verstärkt. Das dürfen wir nicht zulassen.
Wir haben viel erreicht, aber da geht noch mehr. Denn unser Wertefundament wird von vielen Menschen geteilt auch von Menschen, die bisher noch nicht GRÜN wählen, sondern gewohnheitsmäßig noch die CDU. Oder die SPD oder sie gehen gar nicht wählen, weil sie glauben, das würde nichts bringen. Dabei hat doch das Direktmandat für Dorothea Deppermann genau das gezeigt: das jede Stimme wichtig ist und entscheidend sein kann.
Einige Vorschläge möchte ich anbringen, um unseren Kreisverband voranzubringen.
1. Wir müssen uns auch verstärkt auf die Außenstadtteile konzentrieren. Beispiel Coerde. Da schwankte die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in manchen Straßen zwischen 31 und 18,2 Prozent. Da müssen wir präsenter sein. Mehr mit den Menschen reden. Mehr im Leben stehen.
2. Bei unserer Öffentlichkeitsarbeit (nach innen und nach außen) ist noch einiges herauszuholen. Ein Podcast und ein Messenger-Kanal, um Informationen zu teilen und das Parteileben zu bereichern, ist eine gite Idee.
3. Die Gründung von Parteigruppen, die sich an Lebens- und Erfahrungswelten (GRÜNE Familien, GRÜNE Gewerkschafter*innen, etc.) orientieren, ist mehr als überlegenswert. Diese Gruppen sollen unsere Arbeitsgemeinschaften nicht ersetzen, sondern ein mehr an Miteinander ermöglichen und politische Forderungen aus den alltäglichen Problemen, die uns allen begegnen ableiten. Basisdemokratisch und lebensnah von hier direkt in den Landes- und Bundesparteitag. Das wär doch was.
Weitere Ideen sind, dass Mitglieder Ideen einreichen und ihr als Mitglieder darüber abstimmen könnt, ähnlich wie beim münsteraner Bürgerhaushalt und – und das ist auch wichtig, unabhängig von der Strukturdebatte, die wir sowieso schon führen: Wenn wir als GRÜNE für gute Arbeit stehen wollen, dann sollte das auch für unsere Kreisgeschäftsstellen gelten. Diese sollten wir ausreichend ausstatten, so dass auch der Kreisverbandsvorstand entlastet werden kann, um politischen anstatt organisatorischen Aufgaben nachzugehen.
Liebe Mitgrüne, mein Name ist Jörg Rostek, gemeinsam haben wir noch viel vor und können wir noch viel erreichen. Mit mir werden ihr einen feministischen, einen zuhörenden, einen klimapolitisch bewegten, einen für unsere Ideale brennenden Parteisprecher erhalten. Dafür bitte ich euch um eure Stimme.