Die Postwachstumsbewegung wächst. Das war gestern bei der Begrüßungsveranstaltung der „Degrowth“-Konferenz in Leipzig deutlich zu spüren Die über 3.000 TeilnehmerInnen der kapitalismuskritischen Umweltbewegung schauen zuversichtlich auf ihre politische Zukunft.
Entsprechend euphorisch war die Stimmung im Audimax der Universität Leipzig als die Mitglieder des Orga-Teams der „Degrowth“-Konferenz, Nina Treu und Daniel Constein, ihr Grußwort sprachen. Eine ihre zentralen Botschaften: die Politik dürfe nicht weiter die „Vollstreckerin von Wachstumszwängen“ bleiben. Dass eine Gemeinschaftsökonomie möglich sei, beweise auch, dass man sämtlichen KonferenzteilnehmerInnen freigestellt habe, welchen Geldbetrag sie als Teilnahmegebühr entrichten wollten und so mehr Mittel als notwendig zusammengekommen sei.
Der ehemalige ecuadorianische Energieminister Alberto Acosta forderte die Politik auf Abstand von der „Religion Wachstum“ zu nehmen, denn die Angst vor einer Rezession mache es unmöglich sich eine Gesellschaft ohne Wachstum überhaupt vorzustellen. Eine dem ökonomischen Wachstumszwang unterworfene Gesellschaft führe nicht nur zu erheblicher Umweltzerstörung und zur Vernichtung der Lebensgrundlagen, sondern auch zu großer Armut. Er beteuerte: „Wirtschaftliches Wachstum ist ein Mittel, aber nicht die Lösung“. Er regte ein Umdenken bei der Bewertung ökonomischer Entwicklung an. Entwicklungstheorien sollten von Wachstumstheorien getrennt werden, denn die sogenannten entwickelten Länder seien, das zeige deren ökologischer Fußabdruck, „schlecht entwickelt“. Dies würde auch durch extrem ungleich verteilten Vermögensverhältnisse deutlich.
In USA und in China bemühe man sich um mehr Wachstum, schaue aber nicht auf dessen desaströsen Folgen. Die Menschen in den USA würden wohlhabender aber gleichzeitig unglücklicher. Auch deshalb sei es wichtig das Wachstumsparadigma zu überwinden. „Wir brauchen ein Wirtschaftsmodell, dass die Grenzen von Natur und Gesellschaft akzeptiert“, so Acosta. „Denn wir sind Teil der Natur. Wir brauchen eine neue biozentrische Ethik. Auch die Natur hat Rechte.“ Degrowth und der Postextraktivismus sollten deshalb Hand in Hand gehen, um die Ausbeutung des Planeten einzudämmen. Doch was wird zuerst sein: das notwendige ökologische Bewusstsein oder die Zerstörung der Erde, fragte er in das Plenum und sagte weiter: „Der Transformationsprozess der Wirtschaft muss ein System haben und dieses System muss demokratisch sein. Aus diesem Treffen müssen viele weitere werden. Die Lösungen finden sich in den Gemeinschaften. In gemeinsamen Erfahrungen und den Austausch der Erfahrungen. Es liegt in unserer Hand, wie wir die Zukunft der Welt für künftige Generationen gestalten wollen.“ Seine Worte trafen beim Publikum einhellig auf Zustimmung.