Auf dem NRW-Nachhaltigkeitstag im Schloss

Auf einem Tag der Nachhaltigkeit der NRW-Landesregierung  kann man viel erleben und lernen. Einige Eindrücke möchte ich an dieser Stelle beschreiben. Insgesamt bin ich nicht nur mit einem Ahornbaum nach Hause gegangen (siehe Foto), den ich von Cactus-Schauspielern geschenkt bekam, sondern auch mit dem Gefühl, dass NRW in Sachen Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg sein könnte.

Allein die Performance des jungen Cactus Theaters, welche die Anwesenden nicht nur ermahnte, sondern auch ermutigte, war den Besuch wert. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), der gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Münster auftrat, wirkte ernst und bestimmt. Remmels Einsatz für den Umwelt- und Klimaschutz ist überzeugend und seine Entschlossenheit ansteckend. Dass er auch mutige politische Vergleiche nicht scheut, zeugt von Weitsicht und Kreativität.

Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) machte vor den eingeladenen Gästen vorzüglich Werbung für Münster, indem er alle Klimaschutzprojekte Münsters aufzählte. Vor allem beim Thema Divestment würde Münster als erste Stadt Deutschlands, die ihre Finanzen von fossilen Anlagen befreit habe, eine Vorreiterrolle einnehmen. Das ließ mich die Tatsache, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Weber im Finanzausschuss entschlossen gegen dieses Vorhaben polemisierte, fast vergessen. Aber nur fast.

Die Unirektorin Ursula Nelles betonte in ihrer Rede, dass „Nachhaltigkeit klar definiert“ werden müsse. Und sie verwies auf die Arbeit des Instituts für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Münster.

Dr. Günther Bachmann, Mitglied des Rates für nachhaltige Entwicklung,  ließ im Gespräch mit der Moderatorin keinen Zweifel daran, dass die Zukunft für Nachhaltigkeitsthemen nicht rosig sein könnte. Zwar würden immer mehr Menschen die Sinnhaftigkeit von Nachhaltigkeitsprojekten erkennen, andererseits fehle es vielerorts an Entschlossenheit. Nachhaltigkeit dürfe nicht „wie ein Hobby“ betrieben, sondern müsse im alltäglichen Leben verankert sein. Vor allem vor den Wahlen in NRW und im Bund dürfe man sich von der „Rhetorik der Angst“, die in den Medien vorherrsche nicht beeindrucken lassen. „Wir dürfen uns von irgendwelchen Gruppen vom rechten Rand nicht ins Boxhorn jagen lassen“, sagte er und alle Anwesenden klatschten heftig.

Es war nicht leicht für mich, mich für zwei der zahlreichen angebotenen Foren zu entscheiden. Schließlich wurden es Alternative Wirtschaftsformen – Wie Gemeinwohlökonomie, Sharing-Economy und Genossenschaften einen Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaften leisten können und Verantwortungsvolles Investieren im Niedrigzinsumfeld – Gutes Gewissen statt guter Rendite? Das erste wählte ich, weil ich hoffte, zu gewinnende Erkenntnisse in meine politische Arbeit integrieren zu können (was nicht gelang, weil ich keine hatte) und das zweite wählte ich, aus demselben Grund (was durchaus gelang, da ich Neues erfuhr). So habe ich beispielsweise gelernt, dass die Investitionen in nachhaltige Projekte um das zehnfache steigen könnten, wenn Nachhaltigkeit bei den Beratungsgesprächen der Banken mit ihren Klient*innen eine Rolle spielen würde. Hierfür müsste man das Beratungsprotokoll ergänzen, an dass sich alle Bankangestellten halten müssen. Die Änderung dieses Protokolls müsste mit einem Bundesgesetzt geregelt werden. Außerdem, so berichteten Bankangestellte, dass die unterschiedlichen Definition von Nachhaltigkeit sorgt dafür, das schmutzige Investments in Investmentfonds versteckt werden könnten. Hier müsste Einheitlichkeit her. Viele Banken würden davor zurückschrecken, ihre Angestellten in Sachen Nachhaltigkeit auszubilden, weil das Geld koste und ein längeres Beratungsgespräch zusätzliche Kosten verursachten. Das mag sein, aber fossile Investments zu empfehlen, die spätestens nach der Vereinbarungen von Paris wertlos sein werden, da Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben müssen, um das 1,5 Grad-Ziel erreichen zu können, ist nicht nur gegenüber der Umwelt unverantwortlich, sondern auch gegenüber den Bankkundinnen und Bankkunden, die viel Geld verlieren werden. Denn Die Absage an fossile Energien beträfe nicht nur die Betreiber von Ölplattformen und Kohleberwerken, sondern auch alle Zulieferbetriebe, die gesamte Automobilindustrie, etc. Kurzum: den ganzen fossil-ausgerichteten Wirtschaftszweig.

Artikel kommentieren

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: