
Der DGB-Stadtverbandsvorsitzende, Peter Mai, eröffnete am 1, September die alljährliche Antikriegstag – Gedenkveranstaltung: Hier seine Rede im Wortlaut:
“Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,
es gibt etwas, dass wir alle gemeinsam haben. Egal woher wir kommen. Der Krieg zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit und damit durch das Leben unserer Vorfahren. Egal ob wir deutsche sind, Polen, Kroaten, Türken, Franzosen, Ungarn, Italiener, oder was auch immer. Krieg war und ist, nein, scheint, ein Grundbestandteil der menschlichen Existenz zu sein.
Es scheint ein Automatismus zu sein, der alle Jubeljahre wieder Mode wird, tote, zerfetzte, versengte erstochene, vergaste, ertrunkene, zerlegte, verungerte und verstümmelte menschliche Körper hinterlässt. Körper, die einmal Menschen waren. Väter und Söhne, Mütter und Töchter, Liebende, Freunde, Verwandte, Chef, Angestellter, Lehrer, Schüler, Dichter, Schauspieler, Straßenbauer, kurzum, Menschen wie wir.
Wir können es uns nicht vorstellen, was es heißt, im Krieg zu leben, denn der Krieg hat einen Radius, der das Schlachtfeld umrandet wie ein Sturm das Auge eines Orkans. Bist du in diesem Radius, wirst du es nie vergessen. Bist du außerhalb kannst du kaum nachvollziehen, was es bedeutet, drinzustecken. Die miese Fratze des Menschen, das Töten, der Krieg, das Vergewaltigen und Morden ist nicht vermittelbar. Viele von uns verdrängen täglich, dass es Kriege gibt. Und vielleicht wollen sie auch deshalb nichts mit Menschen zu tun haben, die den Krieg erlebten. Vielleicht, weil diese geflüchteten Menschen uns an die Zerbrechlichkeit unserer Zivilisation erinnern und wie schnell wir vom Wohlstand in den Wahnsinn gleiten können.
Das macht es so schwierig, Menschen zu einer solchen Veranstaltung zu mobilisieren. Wir wollen vor dem Krieg warnen und den Menschen gedenken, die er verschlungen hat. Wir wollen auf die deutsche Schuld verweisen, die wir in zwei Weltkriegen und durch den deutschen Kolonialismus auf uns geladen haben. Und darauf, das wir Flüchtlinge wie Menschen behandeln sollten und nicht wie wertlose Gegenstände oder Hühner oder Wölfe, die man je nach Bedarf ein- oder aussperren darf. Europa, was für eine Schande wie du mit Flüchtlingen umgehst. Du solltest dich schähmen!
Was wir versuchen, ist vergebens. Der Lärm des Konsums und der Unterhaltungsindustrie ist zu laut zu unhistorisch und allzu sehr in der Gegenwart gefangen und die Sehnsucht nach Leben und der Suche anch Abwechslung zu stark, um mit dem Hinweis auf den sinnlosen Tod von Millionen durchdringen zu könnten. Aber trotzdem stehen wir hier als Aufrechte Kolleginnen und Kollegen. Wir kämpfen gegen den Krieg und gegen die Urasache aller Kriege: Menschhass und Rassimus.
Wir erinnern hier vor diesem ehemaligen Foltergefängnis, einer ehemaligen zentrale der nationalsozialistischen Jugend, an die Pein und den Schmerz von Millionen von Menschen und hoffen unseren Teil zu einer friedlichen Welt beitragen zu können. Denn das ist die letzte Hoffnung der Menschheit: das wir den Krieg irgendwann einmal besiegen.”